• start1

Bild von Feldkirchen

Zur Geschichte unseres Dorfes

Luftbild von FeldkirchenFeldkirchen hat heute ungefähr 840 Einwohner und zählt etwa 210 Gebäude verschiedener Art. Landwirtschaft ist selten geworden, dafür gibt es umso mehr Einfamilienhäuser von alteingesessenen und frisch zugezogenen Feldkirchnern. Das Dorf erstreckt sich im östlichen Teil der Gemeinde Ainring entlang der alten Bundesstraße 20 – jetzt Gumpingerstraße – im wesentlichen in Nord-Süd-Richtung. Die Straßennamen der Gumpinger- und der Geppingerstraße weisen auch auf die traditionellen Grenzpunkte der Nord-Süd-Ausdehnung hin: Gepping im Süden – heute bekannt als Sägewerk Müller oder "Rachbauer" – und Gumping im Norden – die traditionelle und über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Wirtschaft "Gumping" und die namensgleiche Metzgerei. Die Straßennamen weisen auf die historischen Wurzeln unseres Dorfes hin - der Siedlung des Geppo und des Gumpo.

Nun wollen wir aber doch das Heimatbuch der Gemeinde Ainring zu Rate ziehen, um über Feldkirchen und seine Geschichte mehr zu lernen:

Der Ortsname Feldkirchen ist um 1300 erstmals als "Veltkirchen" urkundlich erwähnt – im Zusammenhang mit einem Otto von Feldkirchen. Er hatte ein höheres Amt im lokalen Adel der damaligen Zeit inne. "Feldkirchen" weist natürlich auf die Kirche im Feld hin, weil damals außer der Kirche nicht viel im Feld stand. Man konnte sich so gut gegenüber anderen Kirchen abgrenzen, wie zum Beispiel Ainring und Ulrichshögl.

Feldkirchner KircheDoch Feldkirchen ist viel älter als es die erste Nennung des Ortsnamens vermuten lässt: Bereits zur Zeit der Römer gab es Siedlungen im südlichen Feldkirchen – zwischen Gepping und der Hagenau. Ein Zeitzeuge dazu ist der römische Grabaltar von Feldkirchen.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches im vierten nachchristlichen Jahrhundert ging es auch im jetzigen Rupertiwinkel über lange Jahrzehnte und Jahrhunderte drunter und drüber: Die Römer zogen ab, die Hunnen und viele andere Völkerschaften mischten mit im Zuge der "Völkerwanderung". Es gibt immer wieder Gräberfelder in und um Feldkirchen, bei denen auch die Wissenschaft nicht genau weiß, zu welchem Volksstamm die Bestatteten denn gehörten. Jedenfalls lässt sich feststellen, dass es im 6. und 7. Jahrhundert in Feldkirchen eine große Ansiedlung gegeben haben muss, denn das gefundene Gräberfeld im nördlichen Teil des heutigen Feldkirchen weist zahlreiche Bestattungen mit vielen Grabbeigaben aus. Eine davon ist das wunderschöne Goldblattkreuz, das jetzt im Heimatmuseum in Bad Reichenhall bewundert werden kann.

Am Ende dieser Zeitspanne – genau in den Jahrzehnten nach 700 n. Chr. – wirkte auch der Salzburger Landespatron und Namensgeber unserer Heimat – der Hl. Rupert – in Salzburg. Da wurden auch die politischen und vor allem die Sicherheitsverhältnisse für die Bewohner der Gegend besser. Namentlich erwähnt werden die Siedlungen Gumping und Gepping in einer Schenkung des bayerischen Herzogs Theodebert an das Frauenkonvent Nonnberg in Salzburg, das auch der Hl. Rupert um 715 n. Chr. gegründet hat. Die folgenden Jahrhunderte waren geprägt von einer Festigung der Einflusssphäre des neuen Salzburger Erzbistums. Man grenzte sich in teilweise politischer und kriegerischer Auseinandersetzung von dem aufstrebenden Herzogtum Bayeren ab.

Feldkirchner KircheIrgendwann im 12. oder 13. Jahrhundert ist dann wohl in Feldern zwischen den Siedlungen Gepping und Gumping auch die erste Kirche entstanden. Ein genauer Nachweis fehlt – jedoch ist eben um 1300 n. Chr. der besagte Otto von Feldkirchen nachgewiesen. In der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts scheint dann die Kirche "Unserer Lieben Frau" mit der Verehrung eines Marien-Gnadenbildes immer größere Anziehungskraft als Wallfahrtsort bekommen zu haben. 1420 wurde dann ein Kirchenneubau durch den Bischof von Chiemsee eingeweiht. Diese Einweihung fand am ersten Sonntag nach Ostern statt, also am "Weißen" Sonntag. Die Feldkirchner wissen es – das ist noch immer der traditionelle Feldkirchner Kirtag, den auch die Aufklärung im 18. Jahrhundert und die nachfolgenden politischen Strömungen nicht abschaffen konnten.

Nun aber zur heutigen Feldkirchner Marienkirche. Die finanziellen Mittel aus der florierenden Wallfahrt haben in den Jahren 1516 bis 1521 einen Neubau ermöglicht, der am Michaelistag des Jahres 1521 eingeweiht wurde. Allerdings war nur das neue, große Schiff in seiner heutigen Gestalt fertig geworden – für einen passenden Turm hat das Geld wohl doch nicht mehr gereicht. Dieser alte Turm reichte knapp über das Kranzgesims des neuen Kirchenschiffs hinaus. Es dauerte lange, bis der Turm in der heutigen Form gebaut wurde: Aufgrund anderer weltpolitischer Ereignisse – Reformation und Dreißigjähriger Krieg – war der Turmbau unwichtig geworden.

Erst in den Jahren 1656 bis 1659 wurde basierend auf dem alten Turmbauwerk der Turm erhöht. Leider musste man dann bald (1661) feststellen, dass sich Handwerker und andere Baubeteiligte bezüglich der Qualität des alten Mauerwerkes deutlich geirrt hatten – ein kleiner "Bauskandal" war fertig.

Aufgrund der hohen Einsturzgefahr wurden vom Erzbischof sofort die besten Spezialisten abgeordnet, welche die Bausicherung einleiteten. Mit rasch herangeschaften Quadersteinen wurde der Turmbau an drei Seiten mit einer zulaufenden Stützmauer versehen. Nicht sehr schön vielleicht - aber sehr sicher... und das Mauerwerk steht noch heute.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war die Marienkirche ein beliebter Wallfahrtsort. Erst dann wendeten sich die Gläubigen anderen Wallfahrtsorten vermehrt zu, insbesondere Maria Plain. Mit Ausgang des 18. Jahrhunderts standen auch die bisherigen Formen der Volksgläubigkeit bei den neuen, aufgeklärten Regierungshäuptern in schlechtem Ansehen. So wurde bereits 1789 verfügt, dass etliche der vielen Votivbilder aus der Marienkirche entfernt werden sollten. Heute finden sich noch einige Zeugnisse der Frömmigkeit unserer Vorfahren in der Kirche und auch im Reichenhaller Heimatmuseum.

Luftbild von FeldkirchenNeben der Kirche hat auch die Schule (heute die Grundschule) in Feldkirchen eine lange Tradition. 1692 gab es die erste Schulstelle. Das erste eigentliche Schulhaus – Teil des jetzigen Schulgebäudes – wurde 1884 fertiggestellt. Im Laufe der Zeit kamen zahlreiche Anbauten hinzu. Erst mit der Einweihung der neuen Hauptschule in Mitterfelden im März 1972 dezentralisierte sich das Schulwesen in weiten Teilen der Gemeinde weg von Feldkirchen.

Schon seit vielen Jahrzehnten ist Feldkirchen nicht mehr von der Landwirtschaft geprägt. Diese hat zunehmend Platz für Ansiedlungen von jungen Familien gemacht. So wurde bereits in den Dreißiger Jahren zum Beispiel die Geppingerstraße aufgeplant und erschlossen. Der Zuzug von neuen Bürgern hat sich insbesondere in den letzten 30 Jahren mit dem Ausweis von zusätzlichem Bauland verstärkt. Das Gelände des ehemaligen Zellerhofs wurde ebenso bebaut wie das frühere Sägewerk und Mühle der Familie Spitzauer zwischen Hammerbach und Mühlbach. Auch gegenüber der Trachtenhütte sind neue Heime entstanden. Um so mehr sollten die alten Hausnamen erwähnt werden, die selbst einigen 'alten' Feldkirchnern bereits entfallen sind.

Im Jahr 1813 wurden folgende Höfe erwähnt:

Neues Kramerhaus "Müllauer", heute Weibhauser
Marxengut ehem. Zellerhof, heute abgerissen
Schmid "Schmied", heute Hogger
Altes Kram er-/ Schneiderhäusl heute Pauli
Hacklgut heute "Hackei", gehört heute Familie Genzninger
Wagnergut, heute Bauernhof Langwallner Siegfried
Hirsch'ngut "Jagerbauer", gehört heute Nechei (Familie Dusch)
Müller ehem. Spitzauer-Mühle, heute abgerissen
Sturmgütl, ehem. Wolfschneider (Fegghaus), heute abgerissen
Kugelmühle heute Brötzner
Schneidergütl "Schneiderbauer", heute Moosleitner
Weber (1841) "Weber", heute Fred Kern
Geppingergut "Rachbauer", heute Sägewerk Müller
Gumping Gumping, Wirtschaft

Viel ist gewesen an diesen Fleck unserer Heimat – genannt Feldkirchen. Und viel wird noch sein. Mögen die jetzigen und zukünftigen Bürger von Feldkirchen im Angesicht der Kirche und der alten Namen gelegentlich über die Vergangenheit nachdenken und auch in Zukunft weiter ein gutes und enges Gemeinschaftswesen mit vielfältigen Aktivitäten pflegen.

Denn das ist Heimat – das "Wohin-Gehören" und "Wo-dazu-Gehören".

Marianne Hauser