Der Maibaum
Ein altes Fruchtbarkeitssymbol
Der Maibaum ist keine Erfindung der Neuzeit. Schon die Römer, Kelten oder Germanen verehrten Bäume als Sinnbild zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit und Stärkung der Dorfgemeinschaft.
Der Maibaumbrauch in der heutigen Form ist ab dem 13. Jahrhundert belegbar; im 18. Jahrhundert traten erstmals Figurenmaibäume mit handwerklichen Zunftzeichen oder religiösen und patriotischen Tafeln auf. Natürlich war es früher „Ehrensache", dass der Baum gestohlen sein musste, so dass die Obrigkeit über Jahrhunderte hinweg (erfolglos) versuchte das Maibaum aufstellen zu verbieten. Der grüne Wipfel auf dem geschälten Baum soll weithin zeigen, dass nicht eine tote Stange, sondern ein lebender Baum aufgestellt wird. Eine Bemalung war in unserer Gegen nicht üblich.
Nach dem Brauch darf ein Baum, sobald er gefällt wurde, gestohlen werden. Burschen aus den Nachbarorten versuchen den mehr oder weniger gut bewachten Baum zu entwenden und dafür bei der Rückgabe Bier und Brotzeit als Entschädigung zu bekommen. Manchmal endet das Maibaum stehlen auch mit einem handfesten Streit zwischen den einzelnen Ortschaften.
Vor dem Aufstellen muss noch das Loch gegraben und der Baum verkranz werden. Mit viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit schieben die jungen Burschen mit sogenannten „Schwalben" den Baum in die Senkrechte. Steht der Baum wird meist von Gruppen des Trachtenvereins am oder um den Maibaum getanzt. Die Burschen können anschließend ihre Kraft und Geschicklichkeit beim „Maibaumkraxln" unter Beweis stellen. Die ergatterten Brezen oder Würste dürfen sie natürlich behalten.
Die „Maibaumwachte" muss noch bis Mitternacht auf den Stamm aufpassen, weil bis dahin der frische Maibaum umgeschnitten werden darf. Übersteht der Maibaum diese Nacht ungeschoren, ist er wieder für längere Zeit ein weithin sichtbares Zeichen für eine intakte Dorfgemeinschaft.
Herbert Galler